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Irgendwann hat irgendwer irgendwo – vielleicht während einer Phase bedingungsloser Selbstliebe – beschlossen, den von Schmerzensschreien, Schweißtropfen, umfallenden Männern und fluchenden Frauen geprägten Tag zu feiern, an dem man unter enormer Anstrengung in diese Welt gepresst wird, während die Verwandtschaft wie gackernde Hyänen bereits die Floskel „Oooooh, ist die/der niedlich! Gutschiguuuu!“ einübt. Derselbe Tag, an dem ein fremder Mensch einer kleinen Person eine scheuert, woraufhin diese empört quäkt.
In der nächsten Zeit wird das Bündel dann wie ein Joint herumgereicht. Jeder möchte etwas von der vermeintlichen Niedlichkeit des Säuglings abhaben. Es wird ge-gugut und ge-gagat, gesabbert, gekotzt und geheult.
Aber das ist dann eine andere Geschichte.
Jemand dachte dann wohl: „Hm, ich bin so ein krasser Dude, ich sollte mich selbst richtig hart feiern!“
Diese Form der Selbstverherrlichung musste selbstverständlich viral gehen, bis sich nahezu jeder einzelne Bewohner dieser Welt einmal im Jahr vor Aufregung selbst einnässt, um zu feiern, dass er/sie ein weiteres Jahr hinter sich gebracht hat.
Die Zelebrierung des Alters ist etwas, womit man von Klein an aufwächst und sich gleichzeitig selbstverständlich, aber auch besonders anfühlen kann. Zumindest, wenn man so etwas wie ein soziales Leben hat und überhaupt in der Lage ist, sich in gesellschaftlichen Strukturen einzugliedern, ohne dass nach wenigen Minuten ein anbahnender Nervenzusammenbruch, Angstzustände und Paranoia das Denkzentrum lahmlegen, bis man apathisch irgendwo in einer Ecke sitzt.
Ansonsten find ich Geburtstage aber ganz toll. Weiterlesen